Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Wieder ein neuer Roman des schwedischen Autoren, der uns wieder nach Afrika entführt.
Zwar lernen die Leser die junge Hanna in Portugiesisch-Ostafrika kennen, durch Rückblenden werden wir aber schnell in die verschneite schwedische Winterlandschaft 1903 versetzt.

Hanna stammt aus armen Verhältnissen, nach dem Tod des Vaters herrscht Hunger und Elend. Die Mutter bittet Hanna, die gerade 18 Jahre alt wird, an die Küste zu gehen und dort als Hausmädchen ihr Glück zu versuchen. Zuhause gibt es keine Möglichkeiten für sie.

Hanna gehorcht, und wird von einem reichen Handelsreisenden mitgenommen. Der vermittelt sie ein halbes Jahr später als Köchin an Bord eines Frachters, der auf dem Weg nach Australien ist. Auf der Fahrt heiratet Hanna, wird Witwe, und beschließt im Hafen einer Stadt in Portugiesisch-Ostafrika, ihr Leben zu ändern und geht an Land.

In einem Hotel gewährt man ihr Unterschlupf und Hilfe, als Hanna nur wenige Tage später krank wird. Hitze und das seltsame Zusammenleben von Weißen und Schwarzen machen ihr zu schaffen. Doch noch seltsamer ist das Hotel, das sich als Bordell entpuppt.

Als Hanna nach einiger Zeit und viele ungeahnte Ereignisse Besitzerin des Bordells wird, versucht sie, sich für die Rechte der Schwarzen stark zu machen. Doch sie gerät an Grenzen – Toleranz und die Einmischung in die vermeintlich gegebene Ordnung ist nicht erwünscht.

Henning Mankell hat einen Roman geschrieben, der die Entwicklung einer starken jungen Frau beschreibt. Viele Dinge, die sie kennen lernt, sind ihr am Anfang sehr fremd und sie versteht diese neue Welt nicht. Aber sie bemerkt auch ihre eigene Veränderung und hält ihre Erlebnisse in ihrem Tagebuch fest.

Mir hat der Wechsel der verschiedenen Ebenen gut gefallen: Hanna denkt viel zurück an ihre Kindheit in Schweden, an  die Schiffsreise und die unerwarteten Wendungen in ihrem jungen Leben. Ihre Natürlichkeit hilft ihr in vielen Situationen weiter, bringt sie aber auch an ihre Grenzen.

Lesenswert, klasse geschrieben! Wie schön, dass Henning Mankell mit dem Schreiben nicht aufhört!

Henning Mankell: Erinnerungen an einen schmutzigen Engel. Zsolnay 2012.

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