Colm Tóibín: Brooklyn

Was für ein schönes, unaufgeregtes Buch!

Die junge Eilis wandert in den 50er Jahren aus Irland nach New York aus, mehr oder weniger gegen ihren Willen oder Zutun. Die Brüder sind von zuhause weggegangen, die große Schwester verdient das Geld, die Mutter ist allein. Eilis findet keine Arbeit.

Etwas unbedarft bricht sie die Reise ins Ungewisse an, und der Autor schildert immer wieder Situationen, in denen man mit Eilis mitleidet, gleichzeitig auch ein bisschen lächelt: auf dem Schiff wird sie nach dem Genuss des Abendbrotes seekrank. Später hat sie hat starkes Heimweh, gibt es aber nicht zu. Durch die Sprünge (die Ankunft wird z.B. gar nicht geschildert) fehlen Stellen, die aber andererseits auch wieder nicht wichtig sind, nur durch Eilis eigene Erinnerungen gefüllt werden.

Man merkt, dass Eilis sich weiter entwickelt, plötzlich eigenständiger wird. Ihre Sichtweise verändert sich – und nur aus dieser Sichtweise ist das Buch auch geschrieben. Das und der sehr schöne Stil des Autors machen das Buch absolut lesenswert, auch wenn Eilis‘ Schicksal ein typisches Einwandererschicksal nachzeichnet, das sie am Ende sogar noch vor eine Probe stellt.

Colm Tóibín: Brooklyn. Hanser 2010.