Leo Berlin: Krimis im Miljöh der 1920er Jahre

Leo Berlin | schokotexte.de

Ich bin ein bisschen verliebt in Leo: Der Kommissar der Berliner Polizei ist gut aussehend, charmant, eloquent und ein effektiver Ermittler. Allerdings lebt er zu einer anderen Zeit, nämlich in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts.

Wir lernten uns letztes Wochenende in Berlin kennen: Ich bummelte durch eine große Buchhandlung und erblickte die Buchreihe mit Kommissar Leo Wechsler. Der Titel „Es geschah in Schöneberg“ sprang mir ins Auge – da habe ich eine Zeit lang gewohnt, und ein Krimi, der dort spielt? Das klang spannend. Beim Lesen des Klappentextes stellte ich allerdings fest: dieser Band ist Folge Nummer fünf. Ich griff zum ersten Band, „Leo Berlin“ – auch die Beschreibung hörte sich gut an. Also los!

Worum geht es?

Ein Wunderheiler wird ermordert aufgefunden, der Kunden besonders aus höherern Kreisen hatte. Außerdem versorgte er manche Patienten mit Kokain. Doch wer wollte ihm Böses? Leo Wechsler und seine Kollegen befragten Abgeordnete und Patienten, kommen aber nicht recht weiter. Da wird im Scheunenviertel eine Prostituierte ermordert – und ähnlich wenig Spuren gefunden. Kommissar Wechsler hat so ein Gefühl, dass beide Fälle zusammen hängen könnten.

Was ist das Besondere?

Ich mag historische Romane und Krimis. Die Reihe mit Leo Wechsler spielt in den 1920er Jahren – einer Zeit, die sowohl als „golden“ bezeichnet wird, allerdings auch die Wirtschaftskrise heraufzieht. Der Kommissar beobachtet beispielsweise mit Sorge die zunehmende Inflation und muss bald in Geschäften mit Geldscheinbündeln seinen Kaffee und Kuchen bezahlen. Auch der zunehmende Rassismus gegen Juden oder das Aufkommen der NSDAP beobachtet der Kommissar befremdet. Wir werden als Leser*innen also nicht nur in die goldene Zeit mitgenommen, in der die Cafés und Theater am Kudamm florierten, sondern erkennen auch, wie es zu den Entwicklungen kommt, die später zur Machtergreifung führen würden.

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Ein weiterer Punkt, der mir gut gefällt: Ich reise beim Lesen durch das alte Berlin. Ob Moabit, Mitte mit dem alten Polizeikommissariat (der „Roten Burg“ am Alexanderplatz mit dem legendären Kommissar Gennat, den es tatsächlich gab und der auch in anderen historischen Berlin-Krimis wie denen mit Gereon Rath von Volker Kutscher vorkommt), Charlottenburg oder dem vornehmen Dahlem. Vieles lässt sich nachvollziehen, aber vieles hat sich natürlich heute verändert. Protagonisten sprechen breiten Berliner Jargon („Teurer Mantel, bnraun war der, gloob ick. Hut im Jesicht. Keen Bart.“), auf Lieferwagen wird für lokale Produkte geworben.

Kommissar Wechsler ist Witwer. Seine Frau starb einige Jahre zuvor an der Spanischen Grippe. Seitdem lebt er mit seiner Schwester Ilse zusammen, die sich um Haushalt und die beiden Kinder kümmert, wenn Leo arbeitet. Allerdings stellt sie ihr Leben hintan, und Leo trifft eines Tages die Bibliothekarin Clara…

Welche Bücher gibt es?

Bisher sind fünf Bände erschienen:

  • Leo Berlin
  • Tod in Blau
  • Die Tote von Charlottenburg
  • Mord in Babelsberg
  • Es geschah in Schöneberg

Ein weiterer Band ist für 2018 angekündigt. Die Bände sind übrigens als Taschenbuch bei dtv erschienen. Autorin ist Susanne Goga.

Empfehlenswert?

Auf jeden Fall! Ich wurde hineingesaugt in die Reihe und bin nach drei Büchern immer noch gespannt, wie der nächste Band wird! Wer Thriller und Höchstspannung erwartet, den muss ich zwar enttäuschen. Wer aber gute Unterhaltung mit Lokalkolorit mag, Berlin-interessiert ist und gern gute (und nicht so brutale) Krimis mag, dem empfehle ich diese Reihe ganz klar!