Berlin – Im Schatten der Mauer und drum herum

Mein inzwischen „rituell-jährlicher“ Berlinbesuch liegt hinter mir – und wie schon in den vergangenen Jahren habe ich den Kopf voller bunter neuer Eindrücke und schöner Erlebnisse.

Neben vielen privaten Begegnungen wollte ich dieses Mal unbedingt die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße besuchen. Ich war noch nie dort gewesen, und gerade im Jahr 25 nach dem Mauerfall passt das ja auch inhaltlich. Und ich muss sagen: Ich war beeindruckt.

Mauergedenkstätte

Wendeerlebnisse

Als die Mauer sich 1989 öffnete, war ich 18 Jahre alt. Mein Vater tat am 9. November etwas, wofür ich ihm heute noch dankbar bin: Er setzte die ganze Familie ins Auto und fuhr mit uns gen Osten. Einmal nach Boizenburg, wo wir auf der recht verlassenen Straße standen, und wieder zurück. Keine Grenzkontrollen, nichts. Aber „drüben“ waren wir.

Im Sommer 1989 war ich noch mit der Schule in der DDR gewesen – eine obligatorische Studienfahrt, die natürlich von einem DDR-„Aufseher“ begleitet wurde und uns u.a. ein Gespräch mit systemtreuen FDJ-Jugendlichen bescherte. Dass nur wenige Monate später alles auf den Kopf gestellt werden würde, ahnten wir damals noch nicht.

Mauergedenkstätte

Diese Erlebnisse und ein Schulbesuch in Berlin im Frühjahr 1990 führten dazu, dass ich die Wende sehr bewusst miterlebte.

1994 zog ich schließlich zum Studium nach Berlin – auch da war noch viel im Um- und Aufbruch. Die gesamte Neubebauung des Potsdamer Platzes fiel beispielsweise in diese Zeit.

An der Bernauer Straße

Das recht große Areal der heutigen Gedenkstätte direkt an der Bernauer Straße umfasst das Gebiet, auf dem zur Zeit des Mauerbaus Häuser direkt an der Grenze standen. Viele nutzten diese noch kurz nach dem Mauerbau zur Flucht – oft dem Sprung aus dem Fenster.

Nach der Teilung wurden die Häuser zuerst geräumt, dann zugemauert und schließlich abgerissen. Auch die Versöhnungskirche war von diesem Abbruch betroffen. An ihrer Stelle steht heute eine kleine, feine Kapelle.

Mauergedenkstätte

Wo bis 1989 die eigentliche Mauer stand, symbolisieren heute Metallstäbe das trennende Bauwerk. Dahinter, auf breiten Rasenflächen der früheren Grenzanlagen, befinden sich jetzt Info-Tafeln, die Auskunft über verschiedene Aspekte der Mauer an der Bernauer Straße geben: Fluchttunnel und (versuchte) Grenzübertritte, die frühere Bebauung, der Aufbau der Grenzanlagen, usw. Bild- und Tondokumente ergänzen diese Dokumentation.

In der Mitte der Anlage zwischen U-Bahnhof Bernauer Straße und Nordbahnhof steht das Dokumentationszentrum. Neben einer Ausstellung gibt es einen Aussichtsturm, der den Blick auf einen Mauerstreifen mit Sperranlagen freigibt, die von hohen Stahlwänden umgeben werden.

Mauergedenkstätte

Und heute?

Ich weiß nicht, ob sich Menschen, die die Mauer nie selber erlebt haben, durch die Gedenkstätte voll erschließt, wie es damals „wirklich“ war. Heute wirkt das Areal so luftig – trotz aller Tafeln, Symbolik und Betroffenheit. Aber die Mauer ist weg.

Und ihre Bedrohlichkeit, die man bei einem Spaziergang auf westlicher Seite an ihr entlang eben immer spürte, ist – zum Glück – verschwunden. Ich bin sehr dankbar, dass man über die im Boden Berlins eingelassenen Tafeln einfach hinwegsteigen kann und nun wieder zusammengehört, was getrennt war.

Mauergedenkstätte

Bei mir bleibt die (ja, etwas pathetische…) Dankbarkeit, heute zu leben und Berlin als eine Stadt durchqueren zu können. Aber eben mit dem Rest von Gänsehaut, dass es vor über 25 Jahren eben anders war. Und einen Besuch der Bernauer Straße kann ich auf alle Fälle empfehlen!

Link zur Gedenkstätte: http://www.berliner-mauer-gedenkstaette.de/de/index.html