Bildband: Unter/Grund: U-Bahn-Stationen in Deutschland

Seit einiger Zeit begeistert mich die U-Bahn-Architektur und -Ästhetik. Neulich zeigte ich euch ja bereits Bilder von meinem Fotowalk in der Hamburger U-Bahn. Heute möchte ich euch einen dazu passenden Bildband vorstellen – so ein Projekt würde ich fast selber gerne mal realisieren!

Der Bildband Unter/Grund: U-Bahn-Stationen in Deutschland von Micha Pawlitzki versammelt die deutschen U-Bahnhöfe in beeindruckenden Fotografien. Dabei reicht das Spektrum von zweckmäßig und langweilig bis hin zu imposant und architektonisch herausragend.

Besonders bei moderneren Bahnhöfe achtet man ja inzwischen meist auf die Gestaltung. Aber nicht immer reicht(e) das Geld oder der Platz, um eine imposante Haltestelle zu bauen. Und: Der Geschmack der Zeit wandelt sich…

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Aber von Jugendstil über bunte Deko der 1970er-Jahre über Stahl und Beton bis hin zu nüchternen, einfarbigen Fliesen in undefinierbarer Farbe oder quietschbunt-moderner Optik ist wirklich alles dabei. Manch ein Bahnhof mutet futuristisch an und könnte Schauplatz eines Sience-Fiction-Filmes sein, andere locken mit düsteren Röhren wohl eher Krimi-Filmleute an.

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Das Buch stellt die deutschen U-Bahnhöfe interessanterweise nicht in geografischer Reihenfolge vor, sondern platziert ähnliche Ansichten verschiedener Städte nebeneinander. Dadurch ergeben sich interessante Gegenüberstellungen.

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Mit einem ausführlichen Vor- und Nachwort sowie Erläuterungen zu einzelnen Städten gibt der Band einen tollen Überblick über die deutsche U-Bahn-Landschaft. Die großartigen Fotografien sind perfekt ausgewählt, abwechslungsreich und beeindruckend.

Kurz: Ein wunderbarer Bildband für alle, die fasziniert sind von U-Bahnhöfen, U-Bahnen und zweckmäßiger Architektur.

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Ich stöbere immer wieder gerne in dem Buch, vertiefe mich in die Beschreibungen und Abbildungen – und bin begeistert über die architektonische Abwechslung und Vielfalt!

Für Besuche in anderen Städten öffnet mir der Band schon vorher die Augen und lässt mich Ziele aussuchen, die ich gerne dort besuchen möchte.

Also: Warum nicht auf U-Bahn-Erkundungstour nach Bochum oder München?!

 

Micha Pwalitzki: Unter/Grund. U-Bahn-Stationen in Deutschland. Edition Panorama 2013.

 

Disclaimer: Das Buch wurde mir vom Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung ist aber unabhängig davon zustande gekommen.

 

[Buchbesprechung] Die Hure und der Spielmann

Irgendwie schön: "Die Hure und der Spielmann"Ein historischer Roman, der zufällig bei mir landete: „Stockholm“, las ich auf dem Rückentext und „Dreißigjähriger Krieg“. Nach einigen Seiten hatte ich mich festgelesen…

Zwischen Schweden und Böhmen

Hauptfigur des Buches ist Kristina, eine junge und rebellische Schwedin, die nicht zwangsverheiratet werden möchte. Sie flieht 1618 aus Stockholm, aber schon auf der Ostsee geraten ihre Pläne, sich zur Tante nach Böhmen durchzuschlagen, ins Wanken. Nach einem Überfall durch Piraten gerät sie in Gefangenschaft und wird irgendwo an der deutschen Küste an einen Bauern verkauft.

Zweite handelnde Person ist der junge Tonda, der in Prag aufwächst und durch seinen Stiefvater viel Leid ertragen muss. Durch einen evangelischen Mönch lernt er viel, muss später allerdings einsehen, dass dieser sich nur zu Bekehrungszwecken als evangelisch ausgegeben hat. Die Jesuiten, zu denen er gehört, versuchen mit aller Macht, die Menschen wieder zum katholischen Glauben zu bekehren.

Glaubenskriege und persönliche Konflikte

Ein Streit, der nicht nur das gesamte Buch durchzieht, sondern auch Europa während der Zeit des Dreißigjährigen Krieges beherrschte. Jeder kämpfte gegen jeden, es ging nur ums Überleben – allerdings verbunden mit der Frage nach der „richtigen“ Konfession. Und das konnte heute die eine, morgen die andere sein. Unvorstellbar, wie viele Menschenleben dafür geopfert wurden und wie wenig ein einzelner Mensch zu jener Zeit galt.

Kristinas Bruder Erik ist Jahre später als Soldat auf der Suche nach seiner Schwester und findet ihr Tagebuch. So begibt er sich auf die Spurensuche.

Kristina selber durchzieht halb Europa, verdingt sich als Hure einiger Feldherren, bevor sie Tonda kennenlernt. Dieser, inzwischen ein Jesuitenpater, darf sich allerdings nicht auf Kristina einlassen. Doch natürlich kommt es anders…

Die gruselige Teufelsfigur auf dem Cover rührt übrigens daher, dass der Teufelsglaube zu dieser Zeit sehr verbreitet war. Andererseits nutzt Tonda als Mönch nicht nur seine Panflöte spielt, sondern auch Kasperlefiguren (darunter einen Engel, aber eben auch einen Teufel), um dem Volk zu predigen.

Mein Fazit

„Die Hure und der Spielmann“ empfehle ich allen, die sich für historische Romane und das Thema Religionskriege interessieren. In verständlicher Sprache geschrieben, vermittelt es einen (teilweise drastischen) Einblick in das Leben der Menschen in Deutschland von 400 Jahren. Trotzdem liest es sich gut, ist spannend und durch den Perspektivwechsel der Hauptfiguren wirklich abwechslungsreich.

Daher: Daumen hoch für einen gelungenen Schmöker!

Thomas Ziebula, Die Hure und der Spielmann. Bastei Lübbe TB 2014.

 

 

[Buchbesprechung] Norbert Leithold: Herrliche Zeiten

Buchbesprechung | irgendwieschoen.deBerlin-Wannsee am Vorabend des zweiten Weltkrieges: Die reiche Fabrikantenfamilie Kypscholl sieht der Zukunft gelassen entgegen.

Der selbstgefällige Vater, weil er sich mit seinem Rasierapperatewerk sicher wähnt, die Mutter Elisabeth, Künstlerin, weil sie etwas naiv ist. Sohn Otto möchte Maler werden, wird von seinem Vater allerdings in die Wehrmacht gezwungen. Tochter Anna arbeitet als überzeugte Rassenbiologin und lebt mit Siegfried zusammen, der sie gerne heiraten möchte.

Während des Krieges arbeitet Otto innerhalb der Armee als Fachmann für Kunst und ist zuständig für die Beschlagnahmung von Kunstwerken in besetzten Gebieten. Heimlich schafft er einige zur Seite, um sich Vorteile (und Geld) zu verschaffen. Continue reading [Buchbesprechung] Norbert Leithold: Herrliche Zeiten