Zu Besuch bei Krimiautorin Viveca Sten auf Sandhamn

Viveca Sten | schokotexte.de

Dunkel schwappen die eiskalten Ostseewellen an die Außenwand der Fähre. Tang und Algen mischen sich in den Schaumkronen, der eiskalte Wind pfeift über das Oberdeck. Langsam umhüllt die Dunkelheit alles, und es beginnt zu schneien. Da ertönt plötzlich ein Schrei…

Nein, das klingt zu gruselig. Tatsächlich muss die Geschichte so losgehen:

An einem strahlend schönen Sommertag in Stockholm legt die vollbesetzte Fähre in Richtung Schären ab. Wir besuchen auf der Insel Sandhamn die erfolgreiche schwedische Krimiautorin Viveca Sten, um sie zu interviewen: Der Mann, beruflich Journalist und im Auftrag einer Zeitschrift unterwegs, die Kinder und ich. Meine Kamera wartet einsatzbereit in meiner Tasche.

Sandhamn © Inga von Thomsen

Viveca Sten ist auch außerhalb ihres schwedischen Heimat keine Unbekannte mehr. Ihre inzwischen sieben Bücher über Kommissar Thomas Andreasson und seine gute Freundin Nora Linde wurden in viele Sprachen übersetzt. Sechs Titel erschienen davon bisher auf deutsch, die Fangemeinde wartet sehnsüchtig auf mehr. Mein ganz persönlicher Vorteil: Ich spreche Schwedisch und habe dadurch einen Band Vorspung! Continue reading Zu Besuch bei Krimiautorin Viveca Sten auf Sandhamn

Dagmar Fohl: Die Insel der Witwen

Taldsum, eine Insel im friesischen Wattenmeer, Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Leben der Bewohner ist geprägt von der Seefahrt, dem Tod und bitterer Armut. Als ein Leuchtturm auf dem Eiland errichtet werden soll, schlagen die Wogen der Empörung hoch.

Auch die junge Seemannswitwe Keike Tedsen, die wie viele Frauen von der Strandräuberei lebt, fürchtet um ihr karges Auskommen. Dann aber verliebt sie sich in den Hamburger Ingenieur Andreas Hartmann, der mit dem Leuchtturmbau beauftragt ist. Es ist eine schicksalhafte Liebe, die das Leben der beiden für immer verändern soll …

Dagmar Fohl, Die Insel der Witwen. Gmeiner Verlag 2010.

Jutta Oltmanns: Das Geheimnis der Inselrose

Wieder hat Jutta Oltmanns einen *schönen* historischen Roman geschrieben, der in Ostfriesland spielt. Wie schon in „Die Friesenrose“ (2009, Fredebold und Fischer) nimmt Oltmanns ihre Leser mit in das 19. Jahrhundert, diesmal auf die Insel Wangerooge.

Die junge Wemke steht nach dem Tod ihrer Eltern mit ihrer kleinen Schwester allein da. Sie nimmt 1854 eine Stellung auf Wangerooge an, die, so heißt es in der Anzeige, „absolute Bindung erfordert“. Aber sie sieht keinen anderen Ausweg, denn Schwesterchen Freya ist gerade ein Jahr alt, und das Zimmer, in dem sie wohnen, wurde ihr gekündigt. So brechen sie in eine ungewisse Zukunft auf.

Auf der Insel trifft sie Jeels van Voss. Aufgewachsen bei seinem Ziehvater auf dem Festland, ist auch er erst einige Tage auf Wangerooge. Nach dem plötzlichen Tod des Ziehvaters erfuhr er von seinen Wurzeln auf der Insel: die Mutter Reemke lebte hier, ebenso die Großmutter.

Warum waren sie auf der Insel nicht anerkannt und wurden gemieden? Was hat es mit der „Gabe“ auf sich, die auch seine Mutter besessen hatte? Gerüchte sprechen davon, dass die Mutter ein Meerweib war. Jeels ist zwar Arzt, verschweigt dies auf der Insel aber lieber, und macht sich mit dem Strandstreicher Krischan daran, die alte Hütte seiner Mutter instand zu setzen. Schließlich muss er sich gegen die Anfeindungen und das Misstrauen der anderen Inselbewohner zu Wehr setzen.

Als Wemke auf der Insel eintrifft und Jeels erblickt, wissen beide sofort, dass sie füreinander bestimmt sind. Doch Wemke erwartet die „absolute Bindung“: Sie soll den schon älteren Badearzt Dr. Hoffmann heiraten, um die weiblichen Badegäste davon abzuhalten, ständig mit ihm zu flirten… Das Abkommen sieht aber eine platonische Ehe vor, Wemke hofft auf finanzielle Absicherung und ein ruhiges Leben – und eine gute Zukunft für die kleine Schwester.

Oltmanns „Inselrose“ ist ein richtig schöner Schmöker, der sich am besten mit einer Kanne (Ostfriesen-)Tee auf dem Sofa liest, besonders, wenn es draußen windig ist und regnet – das ist genau die Stimmung, die in einigen Teilen – und besonders am Ende – eine Rolle spielt. Natürlich kommen Dramatik und Liebe nicht zu kurz.

Leicht zu lesen und sicher in manchem auch voraussagbar, macht das Buch trotzdem Spaß und beschwingt!

Erschienen bei Heyne TB 2010.