Henning Mankell: Ein Großer ist gegangen

Mankell | schokotexte.de

Als ich heute morgen die Nachricht las, der schwedische Schriftsteller Henning Mankell sei gestorben, war ich betroffen. Natürlich? Natürlich. Aber für mich war Mankell ein wirklich besonderer Schriftsteller. Eine Art Nachruf

Vielleicht kennt ihr das: Mit manchen Autoren (oder natürlich auch anderen Künstlern) verbindet euch etwas. Ich selber habe ja eine Weile in Schweden gelebt. Zu dieser Zeit kam Mankells Roman „Die fünfte Frau“ gerade dort auf den Markt.

Das schwedische Cover fand ich gruselig: Ein älter aussehender Puppenkopf, die Augen der Puppe starr gerade aus gerichtet, vor einem Hintergrund aus roten Rosen. Ich gebe zu: Das sprach mich nicht an, und Krimis las ich damals auch nicht. Erst später probierte ich dann  schwedische Krimis, zuerst die vom Autorenduo Sjöwall/Wahlöö aus den 1960er und 70er Jahren. Irgendwann dann auch einen von Henning Mankell. Schnell war ich („dann doch“) begeistert. Continue reading Henning Mankell: Ein Großer ist gegangen

Zu Besuch bei Krimiautorin Viveca Sten auf Sandhamn

Viveca Sten | schokotexte.de

Dunkel schwappen die eiskalten Ostseewellen an die Außenwand der Fähre. Tang und Algen mischen sich in den Schaumkronen, der eiskalte Wind pfeift über das Oberdeck. Langsam umhüllt die Dunkelheit alles, und es beginnt zu schneien. Da ertönt plötzlich ein Schrei…

Nein, das klingt zu gruselig. Tatsächlich muss die Geschichte so losgehen:

An einem strahlend schönen Sommertag in Stockholm legt die vollbesetzte Fähre in Richtung Schären ab. Wir besuchen auf der Insel Sandhamn die erfolgreiche schwedische Krimiautorin Viveca Sten, um sie zu interviewen: Der Mann, beruflich Journalist und im Auftrag einer Zeitschrift unterwegs, die Kinder und ich. Meine Kamera wartet einsatzbereit in meiner Tasche.

Sandhamn © Inga von Thomsen

Viveca Sten ist auch außerhalb ihres schwedischen Heimat keine Unbekannte mehr. Ihre inzwischen sieben Bücher über Kommissar Thomas Andreasson und seine gute Freundin Nora Linde wurden in viele Sprachen übersetzt. Sechs Titel erschienen davon bisher auf deutsch, die Fangemeinde wartet sehnsüchtig auf mehr. Mein ganz persönlicher Vorteil: Ich spreche Schwedisch und habe dadurch einen Band Vorspung! Continue reading Zu Besuch bei Krimiautorin Viveca Sten auf Sandhamn

Stockholm-Reisetipps bei Regen

In meinem ersten Beitrag mit Reisetipps für Stockholm beschäftigte ich mich mit Sommer, Sonne, Sonnenschein. Doch was tun, wenn es im Urlaub in der schwedischen Hauptstadt regnet? Hier stelle ich euch die besten Tipps dafür zusammen!

Jetzt, zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels, regnet es in Hamburg schon den ganzen Tag. Das ist leider auch im skandinavischen Norden nicht ausgeschlossen. Zum Glück gibt es viele Dinge, die man trotzdem machen kann.

Museen

In Stockholm gibt es wirklich viele tolle Museen! Meine Highlights:

Vasamuseum

Stockholm | irgendwieschoen.deWeder Knäckebrot noch die schwedische Königsdynastie, sondern ein ebenso benanntes Kriegsschiff, das 1628 genau wurde und auf der Jungfernfahrt nach nur wenigen Minuten spektakulär unterging. 333 Jahre später wurde es zum Glück wieder entdeckt und dank der guten Bedingungen konnte es geborgen und restauriert werden. Continue reading Stockholm-Reisetipps bei Regen

Schwedenliebe, ganz doll

Der Urlaub ist vorbei. Zwei Wochen in einem wunderschönen Haus in der Nähe meiner Herzensheimat Stockholm, die erfüllt waren von Eindrücken, Erlebnissen und Erholung. Zu schnell war die Zeit rum, viele Orte besuchte ich und sah Plätze wieder, an denen ich früher gerne war. Im Kopf dreht sich daher noch alles…

Vorschieben muss ich folgendes: Vor über 20 Jahren, nach meiner Ausbildung, lebte und arbeitete ich für sieben Monate in Stockholm, in der Deutschen Kirche. Ich wohnte in einer kleinen, süßen Wohnung in Gamla stan und lief täglich durch die alten Gassen. Und obwohl die Zeit dort auch jobtechnisch unbefriedigend war (zu wenig Herausforderungen), verliebte ich mich in die Stadt. Stockholm wurde meine Herzensheimat. Continue reading Schwedenliebe, ganz doll

Lycka! Schwedische Wertmarken fürs Leben

Die „Feine Billetterie“ aus Hamburg kennt ihr? Ich liebe die kleinen, wie alte Eintrittskarten aussehenden Wertmarken! Als kleines Geschenk, Dekoelement oder Botschaft eignen sich die kleinen Dinger wunderbarst.

Vor Kurzem erfuhr ich dann, dass es nun auch schwedische Wertmarken gibt! Was kann es Schöneres geben!?

Schließlich bin ich Schwedenliebhaberin! Nicht nur viele Urlaube verbrachte ich im Norden, sondern zweimal auch gleich eine längere Weile: Als Studentin zwei Monate in Uppsala und für einen Job ein halbes Jahr in Stockholm (übrigens der schönsten Stadt der Welt!).

Wertmarken | irgendwieschoen.de

Daher möchte ich euch die „svenska biljetter“ heute vorstellen. Sie sie nicht allerliebst??

ÄLSKLING = Liebling,

Wertmarken | irgendwieschoen.de

TID = ZeitÖNSKA = Wunsch bzw. wünschen,

Wertmarken | irgendwieschoen.de

LYCKA = Glück,

Wertmarken | irgendwieschoen.de

und TACK = Danke.

Daneben könnt ihr außerdem PUSS = Kuss, KÄRLEK = Liebe und KRAM = Umarmung bei der Billetterie erwerben.

Wertmarken | irgendwieschoen.de

Ich bin begeistert – und habe gleich mal eine Bestellung bei der Feinen Billetterie für’s nächste Fest in Auftrag gegeben. Übrigens gibt es darüber hinaus auch sechs norwegische Wertmarken!

Ich bin gespannt: Welches ist denn euer Favorit?

 

Disclaimer: Die schwedischen Wertmarken wurden mir freundlicherweise von der Feinen Billetterie zur Verfügung gestellt. Die hier dargestellte Meinung ist aber meine eigene und kam unabhängig davon zustande.

 

 

Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Wieder ein neuer Roman des schwedischen Autoren, der uns wieder nach Afrika entführt.
Zwar lernen die Leser die junge Hanna in Portugiesisch-Ostafrika kennen, durch Rückblenden werden wir aber schnell in die verschneite schwedische Winterlandschaft 1903 versetzt.

Hanna stammt aus armen Verhältnissen, nach dem Tod des Vaters herrscht Hunger und Elend. Die Mutter bittet Hanna, die gerade 18 Jahre alt wird, an die Küste zu gehen und dort als Hausmädchen ihr Glück zu versuchen. Zuhause gibt es keine Möglichkeiten für sie. Continue reading Henning Mankell: Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Vengalyx

Vengalyx
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… ist ein Buch mit inzwischen zwei Bänden – und ein bisschen Werbung in „familieneigener“ Sache.

Worum geht es?

Band 1, „Vengalyx: Die Öffnung“ spielt größtenteils in Schweden, wo Student Frank seinen Urlaub verbringt. Dort trifft er bei einem Spaziergang mit seinem Hund Rex die gut aussehende Emma, die, wie kurze Zeit später feststeht, im gleichen Landgasthof wie Frank wohnt.
Zuerst sehr unnahbar, bekommen die beiden kurze Zeit später doch Kontakt: bei einem Überfall auf Emma eilen Frank und Rex Emma zur Hilfe. Silber gekleidete Männer greifen sie an, doch plötzlich vertreibt eine lila Lichterscheinung die Angreifer.
Im weiteren Verlauf entdecken die drei eine Höhle in einer Felswand, und auch dort treten ähnliche Lichterscheinungen auf. Außerdem kommt es plötzlich zu Zeitsprüngen. Als sich endlich das Vengalyx-Modul offenbart, ändert sich für Frank, Emma und auch Rex das Leben…

Band 2, „Vengalyx: Die Erweiterung“ ist die direkte Fortsetzung: wieder in ihrem Heimatorten angekommen, fragen sich Frank und Emma, welche Auswirkungen ihr Kontakt mit dem Vengalyx-Modul gehabt hat. Schnell merken sie, dass es nicht bei körperlichen Folgen bleibt – auch ihr Verstand ist (im positiven Sinn) betroffen.
Alles erweitert sich: ihr Bewegungsradius, ihre Fertigkeiten, aber auch der Personenkreis, der eingeweiht wird. Als Leser ahnt man, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann…

Die Vengalyx-Bücher sind fantastische Romane mit sehr realistischem Hintergrund, technischem SF-Anklang und einem Schuss Romantik. Die nächsten Bände sind in Vorbereitung.

Sieghardt von Thomsen:
Vengalyx – Die Öffnung
BoD 2011. 11,90 Euro. ISBN 978-3-8448-0063-0

Vengalyx – Die Erweiterung
BoD 2012. 11,90 Euro. ISBN 978-3-8482-0591-2

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

Der Anfang des Buches ist so, wie der Titel verrät: Allan wird an diesem Tag 100 Jahre alt und soll vom Bürgermeister und anderen gefeiert und geehrt werden. Daraufhin ergreift Allan kurz vorher die Flucht und klettert (so gut das geht) aus dem Fenster seines Zimmers im Altenwohnheim.

Dass er am Bahnhof landet, einen Koffer mitgehen lässt und bei einem Kleinganoven landet, war ebenso wenig geplant wie die Tatsache, dass im Koffer 50 Millionen Kronen aus einem Drogengeschäft sind. Allan wird entsprechend verfolgt.

Der schon skurrile Anfang des Romans verspricht Gutes, und so geht es glücklicherweise auch weiter. Immer unglaublicher werden die Ereignisse!

Zwischen die Erzählung wird in eingeschobenen Kapiteln die Lebensgeschichte Allans erzählt: von seinem Aufwachsen in armen Verhältnissen, wie der Zufall ihn in eine Sprengstofffabrik führt, wo er ab dem 10. Lebensjahr arbeiten muss, sich aber immer weiter hocharbeitet und schließlich Ahnung davon hat, wie man am besten sprengt – bis hin zu seiner unglaublichen Lebensodyssee, die ihn nach Spanien, die USA, China führt, ihn zu Fuß den Himalaja überqueren lässt, nach Teheran, nur um nach einem wenige Tage dauernden Zwischenstopp in Schweden gleich wieder in die Sowjetunion entführt zu werden (per U-Boot!), im Gulag zu landen, nach Nordkorea zu reisen, um dann in Bali zu landen. Nach längerem Aufenthalt verschlägt es ihn nach Frankreich und wieder nach Schweden – wo wir irgendwann beim Anfang der Geschichte landen.

Hinzugefügt werden muss noch, dass Allan alle bedeutenden Staatsmänner des Jahrhunderts trifft und dazu beiträgt, dass die erste Atombombe gebaut werden kann. Natürlich gerät er als Experte für Sprengstoff und Bomben zwischen alle Fronten.

Der Roman lässt eigentlich keine Option offen. Skurril, fantasievoll, der Erzählstil manchmal sarkastisch, manchmal an Astrid Lindgren erinnernd und sehr gut übersetzt.

Ein Lesevergnügen, das man keinesfalls verpassen sollte!

Jonas Jonasson: Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand.
carl‘s books 2011.